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Die neue Kochbox von Marley Spoon

by Feinschmeckerle

Bisher haben mich sämtliche Kochbox Test-Anfragen kalt gelassen. Wozu soll ich mir Lebensmittel einmal quer durchs Land schicken lassen, wenn ich sie auch hier direkt regional kaufen soll?

Bis Marley Spoon kam. Das neue Start-Up von Lieferheld.de Macher Fabian Siegel hat es dann doch geschafft, dass ich mal eine Kochbox testen wollte.

Woran das lag?  Sicherlich auch an der Optik – und an den durchaus ansprechenden und wunderbar in Szene gesetzten Gerichten.  Zum Glück wird ein Teil des angeblichen 1,5 Mio $ Kapitals hierfür verwendet.

Dazu kam die Aussage, dass die Zutaten direkt vom Erzeuger kommen. Marley Spoon sagt „Wir verbinden dich nur mit sorgfältig ausgewählten, ökologisch arbeitenden Lieferanten.“

Doch ist wirklich alles so rosig?

Die Kochbox von Marley Spoon

Jede Woche gibt’s bei Marley Spoon neue Kreationen. Ich hatte mir das Gericht Schweinefilet mit Speckmantel mit Paprikasugo und Thymian-Kartoffeln ausgesucht.

Im Gegensatz zu Foodblogger-Kollegen klappte bei mir die Lieferung ausgezeichnet – und auch zum Wunschzeitpunkt.

Das Paket kam gut gekühlt an – und isoliert durch Schafwolle. Eine prima Idee, die ich so bisher nicht gesehen hatte. Pluspunkt für die Nachhaltigkeit.

Beim Auspacken war ich leider etwas enttäuscht. Die ökologische und nachhaltige Schiene hätte ich mir etwas anders vorgestellt. 
Besonders im Sommer brauche ich keine frischen Kräuter aus Israel, wenn es sie auch hier gibt. Die Co2 Bilanz hat hier wohl niemand betrachtet. Und auch alle anderen Zutaten hatte keinerlei Kennung, die zeigt, dass es sich z.B. um Bio-Lebensmittel handelt. 

Schweinefilet mit Speckmantel mit Paprikasugo und Thymian-Kartoffeln

Mit den Lebensmitteln bekommt man ein optisch ansprechendes Rezeptblatt mit Step by Step Anleitung und den entsprechenden Bildern.  Hier gibt es zwar eine Info, in welcher Abfolge die Schritte umgesetzt werden sollen – aber besonders für weniger versierte Köche hätte man hier z.B. auch einen Zeitstrahl einbauen können, der entsprechend hilft.
Dazu gibt es ein wenig Geschichte, einen Weintipp und den Hinweis, die Gerichte mit dem Hashtag #marleyspooning auf Instagram, Twitter oder Facebook zu sharen. 
Alles super, bis auf den Rechtschreibfehler in der Überschrift – aber wir sind ja nicht päpstlicher als der Papst 😉

Die Zubereitung

Bei der Zubereitung gab es gleich zu Beginn ein größeres Problem. Ich bekam Kartoffeln in unterschiedlicher Größe geliefert, auch riesige Brummer. Das ist schon mal ungeschickt, wenn man diese halbieren und im Ofen garen soll.
Die  Kartoffeln sollten bei 180 Grad gegart und halbiert nach 15 – 20 Minuten gar sein. Das funktioniert vorne und hinten nicht. Unter einer halben Stunde sind die kleineren Kartoffeln nicht gar – die großen Exemplare erst recht nicht. 
Das Ganze führt dann natürlich zu einer Kettenreaktion. 
Denn: hält man sich an die Abfolge, merkt man spätestens beim Herausholen der Kartoffeln, dass diese noch brauchen. 
Das Schweinefilet ist dann aber gerade richtig gegart – und auch der Paprika Sago wäre perfekt gewesen. 
Bedeutet: bis die Kartoffeln wirklich gar sind, ist alles weitere über den Punkt – im schlimmsten Fall trocken.
Bei der Zubereitung des Schweinefilets hat man schnell gesehen, dass sowohl Fleisch als auch Bacon von bester Qualität sind. 
Das Schweinefilet kann als Ganzes daher und musste noch pariert werden. Das war aber kein Problem. Leider gab es für die 6 Medaillons nur 5 Scheiben Speck, so dass improvisiert werden musste.
Und – man kann die Schweinefilets natürlich am besten in der Pfanne zubereiten, in der das Schweinefilet angebraten wurde. So nimmt man noch die Fleischsäfte mit.

Wie hat’s geschmeckt?

Geschmacklich hat uns das Gericht ausgezeichnet geschmeckt. Das Fleisch war butterzart (ich hatte es wohlweislich schon etwas später angebraten, weil mir die 15 Minuten Kartoffel-Gare mehr als seltsam vorgekommen ist – und auch die Kartoffeln in Streifen geschnitten). Der Bacon war der absolute Hammer. Ist auf der Zunge zergangen. 
Paprikagemüse und Kartoffeln waren auch ok – aber nicht spektakulär. Aber alles zusammen eine schöne Kombination.

Fazit

Mir ist jetzt wirklich klar: ich werde auch künftig kein Kochboxen Typ. Warum?
  • Mir ist wichtig zu wissen, was ich esse – und woher die Zutaten kommen. Selbst wenn ich beim Discounter kaufe, weiss ich genau wo die Kartoffeln angebaut wurden, und ob sie Bio sind oder konventionell angebaut. 
  • Insgesamt kostet das Gericht je Person 12€.  Dazu kommen Versandkosten von 7,50€. Da ist deutlich mehr als bei den anderen Boxen. Dafür bekomme ich die Zutaten auch im Bio-Supermarkt eingekauft, inklusive Bio-Schweinefilet.  
  • Ich denke solche Boxen sind prima für Leute, die wenig Zeit zur Verfügung haben und vielleicht weniger kochroutiniert sind. Besonders dann muss die Anleitung wirklich zu 100% stimmen. Sonst kommt Frust auf – und die kurzzeitig entdeckte Lust am selbst Kochen ist vielleicht schnell wieder vorbei.
Auch wenn mir rein optisch Marley Spoon wirklich gut gefallen hat, bin ich nicht überzeug, dass das Ganze funktionieren wird.

Es handelt sich aktuell nur um eine weitere Kochbox mit nachhaltigem Touch – aber keinem Alleinstellungsmerkmal. Hierfür benötigt es wirklich noch mehr konsequent gelebten Öko und Bio Ansatz. Von dem ist leider nicht viel zu spüren – schade.
Die Box wurde mir von Marley Spoon zur Verfügung gestellt. Ich möchte herzlich bedanken, dass ich die Box testen durfte.

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1 comment

Kiki 17. Oktober 2014 - 10:09

Sehr schön zusammengefasst (und fotografiert). Das beschreibt genau, warum ich die Finger von solchen Angeboten lasse – ganz abgesehen davon, daß ich als Single eh nicht wüsste, was ich mit Zutaten für mehr als zwei Personen soll. Wer will schon aufgrund von Gigantoportionen täglich dasselbe (ggf. noch aufgewärmt) essen, bis es endlich alle ist? Allerdings bin ich ja als Hamburgerin auch wirklich gesegnet mit einer Riesenauswahl … die run 65% der Deutschen, die auf dem Land oder in Kleinstädten wohnen, finden Kochboxen vielleicht eher sinnvoll, selbst wenn sie die Zutaten frisch vorm Haus haben.

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